Die Ergebnisse der Befragung von Fachärztinnen und Fachärzten deuten darauf hin, dass unter Ärztinnen und Ärzten eine Tendenz besteht, das Verhalten von Patientinnen und Patienten durch eine kulturelle Perspektive zu erklären. Fast die Hälfte der befragten Ärztinnen und Ärzte ist der Ansicht, dass es an Gesundheitsgerechtigkeit mangelt und dass Ressourcen im Gesundheitssektor ungleich verteilt werden.
Beim Zugang zur Gesundheitsversorgung und der Qualität der medizinischen Versorgung sind insbesondere Personen ohne Papiere, Asylsuchende sowie generell Migrantinnen und Migranten und Angehörige ethnischer Minderheiten aus Sicht der Ärztinnen und Ärzte benachteiligt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine rassismuskritische Haltung als zentrale Kernkompetenz für Gesundheitspersonal etabliert und systematisch in die Lehrpläne für Aus-, Fort- und Weiterbildungen integriert werden muss. Es bedarf einer nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen, gezielter Investitionen in Ressourcen sowie der Schaffung diversitäts- und zukunftsgerechter Strukturen, die Abläufe und Routinen erleichtern, Stresssituationen minimieren und eine gerechtere Gesundheitsversorgung fördern. Notwendig sind auch aufenthalts- und asylrechtliche Anpassungen, um allen Menschen, unabhängig vom Aufenthaltsstatus, den gleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.