Deutschland zählt zu den Niedrigprävalenzländern für Hepatitis B (HBV) und Hepatitis C (HCV), jedoch weisen Menschen, die aus Hochprävalenzländern migriert sind, vermutlich höhere Infektionsraten auf. Laut einer Hochrechnung des Robert Koch-Institutes (RKI) 2013 betrafen 60 % der HBV- und 25 % der HCV-Infektionen Menschen aus Hochprävalenzländern. Es fehlen jedoch spezifische Daten zu Prävalenz, Risikofaktoren und Zugang zu medizinischer Versorgung in diesen Bevölkerungsgruppen.
Ziel der HepMig-Vorstudie war die Entwicklung eines Studiendesigns, das in zwei relevanten Bevölkerungsgruppen pilothaft getestet und anschließend für eine bundesweite Studie angepasst werden sollte. Die Pilotierung wurde durch eine Befragung der Teilnehmenden zur Akzeptanz der Studie und eine Gruppendiskussion mit dem Studienteam evaluiert. Ein interdisziplinärer Fachbeirat begleitete die Studie. Insgesamt wurden 175 Teilnehmende rekrutiert. Es wurde eine hohe Prävalenz für HBV (3,8 %) und HCV (1,3 %) festgestellt, allerdings sind die Ergebnisse aufgrund der kleinen Stichprobe nur begrenzt aussagekräftig. Die selbstberichtete HBV-Impfquote lag bei 25 %, und obwohl die meisten Teilnehmenden gesetzlich versichert waren, war die Testerfahrung gering (HBV 4,1 %, HCV 11 %).
Insgesamt wurde eine Rekrutierung durch Vertrauenspersonen als am erfolgversprechendsten bewertet, was sich auch in den Rekrutierungszahlen widerspiegelt. Die erhobenen Infektionszahlen und der eingeschränkte Zugang zu Prävention und Versorgung unterstreichen die Wichtigkeit der Erhebung von spezifischen Daten bei Menschen aus Hochprävalenzländern, um Maßnahmen zielgerichtet anpassen zu können.
Für die Rekrutierung sollte ein breit angelegter, aufsuchender Ansatz in Community Settings gewählt werden, der Vertrauenspersonen oder Peers einbindet und mit Online- oder Praxis-Rekrutierung kombiniert wird. Aufgrund des hohen Aufwands ist dies jedoch nicht mit einer einzigen Studie umsetzbar, sondern erfordert mehrere kleinere Studien mit unterschiedlichen Designs.