Wie hängt Körperlichkeit mit Flucht und Migration zusammen? Und was können wir aus den Lebenserfahrungen von Geflüchteten über den akkumulativen Charakter von Prekarisierung und die Widersprüchlichkeit von Migrationspolitik lernen? Anhand einer Gruppe iranischer Geflüchteter, die 2015 nach Deutschland kamen, verfolgt Reza Bayat, wie sie aus ihren Fluchterfahrungen ein eigenes Narrativ entwickeln, das die dominanten Erzählungen von Flucht und Migration in vielerlei Hinsicht herausfordert.
Die Dissertation setzt sich einerseits mit den Erinnerungen und Narrativen auseinander, die iranische Geflüchtete von ihren alltäglichen Lebensumständen als Geflüchtete oder Asylantragstellende in Deutschland erzählen. Dazu gehören Narrative von Erfahrungen, die meistens als traumatisch betrachtet werden können. Andererseits fokussiert diese Untersuchung neben den Narrativen von Geflüchteten auf die Narrative über Geflüchtete und versucht die Punkte, in denen sich diese Narrative treffen, korrespondieren, einander widersprechen und sich kritisieren, zu erkennen und zu analysieren. Um die Prozesshaftigkeit der Migration und die Komplexität der Fluchterfahrung iranischer Geflüchteter in Deutschland und die verflochtenen Narrative und Diskurse über sie zu erforschen, fragt diese Untersuchung: In welcher Situation leben iranische Geflüchtete in Deutschland? Welche Fluchterfahrungen machten sie in ihrem Displacement? Wie bilden sie die Narrative von ihren eigenen Erfahrungen während des Prozesses des Asylbewerbens, des Grenzüberschreitens, des Aufenthalts in Deutschland? Wie knüpfen diese Narrativen an die gesellschaftlich präsenteren Narrative in Deutschland, aber auch im Iran an?