Hintergrund und Fragestellung
Das Post-COVID-Syndrom betrifft ca. 50 % der COVID-Erkrankten. Es handelt sich um eine der größten Herausforderungen des Gesundheitswesens. Obwohl u. a. für Fatigue Therapieansätze existieren, ist die fach- und bedarfsgerechte Versorgung von Betroffenen prekär. Die vorliegende Studie stellt einen telemedizinischen Betreuungsansatz und erste Evaluationsergebnisse vor.
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
In einem telefonischen Gesundheitsprogramm werden Post-COVID-Betroffene über mehrere Monate von medizinischem Fachpersonal begleitet. Als Schwerpunkt werden u. a. Pacing-Strategien zur Reduktion der Fatigue-Symptomatik vermittelt. Es wird der FAS (Fatigue Assessment Scale) zur Erfassung der Fatigue zu Beginn (T1) und zum Programmende (T2) erhoben. Vorgestellt werden Programminhalte und -struktur sowie die Veränderung im FAS (als primärer Endpunkt).
Ergebnisse
Die untersuchte Population war im Durchschnitt 52,4 Jahre alt und überwiegend weiblich (72 %). Im Mittel erstreckte sich ein Coaching über 185 (SD = 47) Tage, 6,2 (1,4) Telefonate und 179 (63) Gesprächsminuten. Zu Beginn des Programms zeigten 80 von 85 Teilnehmenden (TN) erhöhte Werte im FAS im Sinne einer vorliegenden Fatigue, davon 50 im moderaten Bereich (28,58 [3,60]). 30 TN erreichten Werte extremer Fatigue (39,73 [3,26]). Für beide Gruppen konnte am Programmende eine signifikante Reduktion der Fatigue nachgewiesen werden (moderate Fatigue – 2,20 [6,11]; p = 0,014; extreme Fatigue – 5,43 [8,30]; p = 0,002) bei kleinen bis mittleren Effektstärken (Cohen’s d = 0,36 bzw. 0,65).
Schlussfolgerung
Der vorgestellte Betreuungsansatz erweist sich aufgrund der Multidisziplinarität und der Wohnortunabhängigkeit als praktikabel. Es profitierten v. a. Betroffene extremer Fatigue. Weitere Untersuchungen unter kontrollierten Bedingungen sind anzuempfehlen.