Hintergrund
Das Gesundheitswesen in Deutschland ist durch die Parallelität der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der Privaten Krankenversicherung (PKV) geprägt. Diese Konstellation von zwei Vollversicherungssystemen bei gleichzeitiger Krankenversicherungspflicht ist international einmalig. Ziel der Studie ist es, neue Erkenntnisse zur gesundheitlichen Ungleichheit der Versicherten zu gewinnen.
Methoden
Die Sekundärdatenanalyse wertete den repräsentativen Mikrozensus 2021 und 2022 (inkl. Statistik der Europäischen Union über Einkommen und Lebensbedingungen) mittels Korrelations- und Regressionsanalysen aus.
Ergebnisse
Die Vergleichsanalysen zeigen signifikante Unterschiede zwischen PKV und GKV nach soziodemografischen und erwerbsbiografischen Charakteristika und verifizieren eine gesundheitliche Ungleichheit. Logistische Regressionsanalysen ergeben für PKV-Versicherte, dass sie im Vergleich zu GKV-Versicherten eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für eine sehr gute oder gute subjektive Gesundheit (OR = 2,09) und fast halbierte Wahrscheinlichkeiten für Gesundheitseinschränkungen (OR = 0,53) und chronische Krankheiten (OR = 0,64) unter Berücksichtigung von soziodemografischen Einflussfaktoren haben. Bei subjektiv ähnlich hohem Versorgungsbedarf konsultierten sie häufiger Fach- sowie Zahnärzte und -ärztinnen, während GKV-Versicherte öfter Hausärzte und -ärztinnen aufsuchten. PKV-Versicherte verhielten sich bezüglich Rauchens, Bewegung und Ernährung gesünder, konsumierten aber stärker Alkohol. Für GKV-Versicherte stellten Gesundheitsausgaben und Zuzahlungen im Vergleich zur PKV häufiger eine „große Belastung“ im Haushalt dar, insbesondere für die Zahnmedizin (10,0 % vs. 4,1 %).
Diskussion
Die Ergebnisse haben Implikationen für die Gesundheitssystemgestaltung und sind relevant für die Prävention und Gesundheitsberichterstattung.